Islam nicht prüde
Dem kann Enes Curuk nur zustimmen. Er ist 28 Jahre alt, lebt im Rheinland und hat in Ankara islamische Theologie studiert: „Wir können aus dem Koran herauslesen, dass die Sexualität zum Menschen, zum Wesen an sich, dazugehört, dass sie ein Teil seines Wesens ist. In der Hinsicht würden wir da auch aus koranischer Sichtweise und auch aus dem Leben des Propheten herausfiltern können, dass Sexualität durch und durch, also durch die gesellschaftlichen Schichten hindurch, sowohl beim Mann als auch bei Frau ein selbstbewusstes Thema ist.“
Deutschlandfunk, 3. Januar 2019
Freiheit nicht teilbar
Dazu kam, dass er als Sohn eines streng gläubigen Imams in dem Glauben aufgezogen worden war, dass der Islam moralisch dem Westen überlegen sei. „Ich wollte zwar frei sein, aber nicht zu viel. Doch Freiheit kann man nicht aufteilen. Das musste ich lernen“, so Abdel-Samad. Im Laufe der Jahre wurde er nach sorgfältiger wissenschaftlicher Analyse des Korans ein Kritiker des Islams. Doch manche Kreise werfen ihm heute vor, ein Islamhasser zu sein. Abdel Samad muss über diese Einschätzung lachen. „Wenn ich in Tunesien Vorträge halte, gelte ich als Aufklärer“, verdeutlicht er.
Südkurier, 23. Januar 2019
Papst in der Wiege des Islam
Es ist noch kein Jahrzehnt her, da stritten die Islamgewaltigen der Arabischen Halbinsel noch mit frommem Eifer, ob auf ihrem Boden, der Heimat des Propheten Mohammed, überhaupt eine christliche Kirche gebaut werden dürfe. Eine Minderheit ultraorthodoxer Dogmatiker forderte gar, Andersgläubige sollten Arabien überhaupt nicht betreten dürfen, damit das Ursprungsland des Islam nicht entweiht werde. Streng verboten jedoch ist allen Nicht-Muslimen der Besuch von Mekka und Medina, wo rote Warnschilder auf der Autobahn den Weg zu den heiligen Städten blockieren. Wer als Christ innerhalb der Stadtgrenzen aufgegriffen wird, muss damit rechnen, verhaftet und des Landes verwiesen zu werden.
Am Wochenende nun erlebt die Wiege des Islam eine interreligiöse Weltpremiere, die vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Zum ersten Mal in der Geschichte betritt mit Franziskus ein Papst die konservative Halbinsel.
Frankfurter Rundschau, 1. Februar 2019
Zum Berlinale-Film "Oray"
Mehmet Büyükatalay: Ich habe einen echten Oray ein paar Mal treffen können, und die Eckpunkte seiner Biografie waren ähnlich. Er war Kleinkrimineller, wollte dann neu anfangen, zog zu seinem Jura studierenden Freund nach Köln, und ich kannte den Freund. Da hatten wir die Möglichkeit, uns immer wieder zu treffen, als ich den Freund besucht habe. Da hat mich seine Zwiegespaltenheit richtig neugierig gemacht, weil er natürlich seinen Glauben gefunden hatte, aber auch mit seinen alten Verhaltensmustern nicht aufhören konnte. Zum Beispiel, wenn die gekifft haben, hat er dann gewartet bis zum letzten Gebet, die Muslime beten ja fünfmal am Tag, und dann hat er erst gekifft. Er konnte auch von seinen alten Freunden nicht loslassen und hat die ganze Zeit versucht, die zum Glauben zu überzeugen. Und das hat mich einfach zu dieser Figur inspiriert.
Deutschlandfunk, 10. Februar 2019
Starke Frauen im Islam
Um Frauen und ihre Position im Islam geht es am Samstag, 9. März, in der Al Mahdi Moschee an der Massenhausener Straße: Die Frauenorganisation der Ahmadiyya Muslim-Gemeinde lädt um 16 Uhr alle interessierten Frauen ein. "Anno 610 - Revolution der Frauenrechte" lautet der Titel der Veranstaltung anlässlich des Weltfrauentags. Die Besucherinnen können dabei laut Ankündigung mehr über "starke Frauen aus der Geschichte des Islam" erfahren und "deutsche Muslimas aus dem Hier und Jetzt" kennenlernen.
Süddeutsche Zeitung, 7. März 2019
Nur eine Modeausstellung?
"Es ist eine Modeausstellung", sagt der Direktor Matthias Wagner K zu Beginn und wiederholt es noch ein paar Mal: eine Modeausstellung, eine Modeausstellung, nichts als eine Modeausstellung. Aber wenn die Schau "Contemporary Muslim Fashions" am Donnerstag im Frankfurter Museum Angewandte Kunst eröffnet, wird es Sicherheitskontrollen am Eingang geben, Körperscans, Taschendurchsuchungen. Wagner K hat Drohungen von Rechten bekommen, Feministinnen protestierten. Eine Frauengruppe beschied, solange nicht auch das Bild einer gesteinigten Frau gezeigt werde, sei die Ausstellung leider inakzeptabel. Einzig die konservativen islamischen Verbände haben sich noch nicht geäußert, aber das sollte man nicht als Zustimmung werten. Wenn Wagner K also darauf beharrt, es handele sich um eine "Modeausstellung", dann ist das ungefähr so, als wolle man die Debatte über das Kreuz in Schulen als Frage der Inneneinrichtung behandeln.
Süddeutsche Zeitung, 3. April 2019
Gespräch mit Seyran Ates
Aber leider wird es bei vielen deutschen Muslimen nicht so gelebt und nicht so verstanden. Wir hören es in Berlin immer häufiger, dass schon kleine Kinder zum Fasten angehalten werden. Dabei ist es eine Vorschrift im Koran, dass Kinder nicht fasten dürfen. Sie sollen ja verstehen, was sie tun. Deshalb halten wir es in unserer Moschee anders. Wir sagen, es ist nicht in Ordnung, wenn Erwachsene Kinder zum Fasten animieren oder sogar Druck ausüben.
ntv, 5. Mai 2019
Islamisch sein: Deutschland weiter als die Türkei
Wussten Sie, dass Deutschland in Sachen "Islamisch-Sein" viel weiter ist als die Türkei? Die Rede ist nicht von der Ausbreitung des Islams in Deutschland. Ich spreche von einem Leben gemäß den islamischen Lehren. Im Islam heißt es: Du sollst nicht stehlen, du sollst die Menschen achten, mit deinen Nachbarn gut auskommen, dein Brot mit Armen teilen. Wer hält sich nun stärker an diese Gebote: Deutschland oder die Türkei? Eine jüngst veröffentlichte Studie gab die Antwort auf diese Frage: Deutschland.
Die Zeit, 24. Mai 2019
Islam-Dialog in der Krise
Der Islam-Dialog, das Gespräch zwischen den christlichen Kirchen und den Muslimen in Deutschland, steckt in einer tiefen Krise. „Die zunehmende Entfremdung zwischen vormaligen Dialogpartnern ist nicht zu übersehen“, konstatiert eine brandneue Studie der Denkfabrik „Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ (EZW), eine Einrichtung der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), die unserer Zeitung vorliegt.
Es ist seit vielen Jahren das erste Mal, dass ein Organ der EKD auf Distanz zur bisherigen Praxis des interreligiösen Dialogs geht. Seit Jahrzehnten sind die Kirchen im Gespräch mit Islamverbänden. In den Augen von Kritikern aber zu unkritisch und einseitig nur mit konservativen Vertretern.
Stuttgarter Nachrichten, 16. Juni 2019
In allen Religionen breite Zustimmung zur Demokratie
Ob Judentum, Christentum oder Islam – bei den Angehörigen der verschiedenen Religionen stoßen demokratische Werte und Prinzipien auf breite Zustimmung. Die große Mehrheit von 89 Prozent der Bevölkerung – über alle Religionen hinweg – hält die Demokratie in Deutschland für eine gute Regierungsform. Das ist das Kernergebnis einer jetzt von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh veröffentlichten Studie auf Basis des repräsentativen Religionsmonitors.
Stuttgarter Zeitung, 11. Juli 2019
Islam eignet sich nicht zum Feindbild
Wir kratzen an den letzten Bröseln eines schon ziemlich fest verklumpten Bodensatzes. Die Rede von der islamischen Gefahr, der islamischen Herausforderung, der islamischen Bedrohung ist ausgeschöpft. 30, 40 Jahre wurde sie im Westen kultiviert. Noch in jüngster Zeit hat die deutsche Politik hunderte Planstellen in Polizei und Geheimdiensten für die Beobachtung und Verfolgung des politischen Islam geschaffen. Aber inzwischen scheint es den Klügeren zu dämmern: der Islam eignet sich nicht (mehr) zum Feindbild. Dieser Trend hat etwas mit der Realität zu tun. Dem politischen Islam ist, erscheinungsformübergreifend, die innere Glaubwürdigkeit abhanden gekommen.
Panorama, 29. August 2019
"Theologie der Vielfalt"
Herr Borgolte, in wenigen Tagen beginnt der Studienbetrieb am neu gegründeten Institut für Islamische Theologie der Humboldt-Universität. Was erwartet die Studierenden dort?
Die Möglichkeit, erstmals in Berlin Islamische Theologie zu studieren – zunächst im Mono- oder Kombinationsbachelor. Der Studiengang ist bundesweit einzigartig, weil man bei uns eine „Theologie der Vielfalt“ studiert. Zum einen werden die sunnitische und die schiitische Strömung vergleichend behandelt, das gibt es bundesweit sonst nirgendwo. Zum anderen ist das Studienprogramm – wie international üblich – historisch ausgerichtet. Aber das soll unsere Studierenden befähigen, sich aufgrund einer soliden Kenntnis der islamischen Geistes- und Kulturgeschichte an aktuellen theologischen und gesellschaftlichen Debatten zu beteiligen.
Berliner Tagesspiegel, 24. September 2019
Florian Streibl, FW-Fraktionsvorsitzender im bayerischen Landtag und religionspolitischer Sprecher der Fraktion, unterstrich gleich zu Beginn seiner Ausführungen, dass die FW keiner Ideologie verpflichtet sei, sondern der sachlichen Arbeit. Und formulierte seine Überzeugung, dass der Islam in Deutschland angekommen sei: „Es gibt deutsche Muslime, und von daher gehört der Islam auch mit zu uns. Damit muss man umgehen.“
Den in Bayern im Rahmen eines Modellversuchs geleisteten Islamunterricht sieht er auf gutem Weg, er soll weiter in Richtung eines Wahlpflichtfachs ausgebaut werden. Entsprechend sollen es dafür auch mehr Lehrer geben. Streibl betonte die Bedeutung der Wertevermittlung durch die Religion, doch im selben Atemzug machte der Jurist deutlich, dass der Rechtsstaat und das Grundgesetz über allem stehe: „Das ist der Rahmen, der gesetzt ist, der für alle gleich gilt.“ Nur so könne eine offene Gesellschaft funktionieren, sagte Florian Streibl, Sohn der früheren bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl.
OVB online, 27. Oktober 2019
Auf der Suche nach dem Gleichgewicht
Mit dem Aufkommen des politischen Islam, von Terrorismus, Instabilität und Spannungen in islamischen Ländern sowie aufgrund von Integrationsschwierigkeiten in westlichen Ländern dominiert die Islamfrage derzeit die globale Agenda. Jedes Land, sei es in der islamischen Welt oder außerhalb, sucht nach neuen Gleichgewichten.
In diesem Zusammenhang beschäftigt sich das Institut Thomas More mit Marokko, ist dieses Land doch ein einzigartiges Beispiel für eine politisch-religiöse Struktur. Zu diesem Thema hat Sophie De Peyret, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts, eine Arbeit mit dem Titel „Nation et religion: L’expérience marocaine“ (Nation und Religion: Die marokkanische Erfahrung) verfasst.
Auf der Suche nach dem Gleichgewicht
Mit dem Aufkommen des politischen Islam, von Terrorismus, Instabilität und Spannungen in islamischen Ländern sowie aufgrund von Integrationsschwierigkeiten in westlichen Ländern dominiert die Islamfrage derzeit die globale Agenda. Jedes Land, sei es in der islamischen Welt oder außerhalb, sucht nach neuen Gleichgewichten.
In diesem Zusammenhang beschäftigt sich das Institut Thomas More mit Marokko, ist dieses Land doch ein einzigartiges Beispiel für eine politisch-religiöse Struktur. Zu diesem Thema hat Sophie De Peyret, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts, eine Arbeit mit dem Titel „Nation et religion: L’expérience marocaine“ (Nation und Religion: Die marokkanische Erfahrung) verfasst.
Onvista, 12. Dezember 2019
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