Mittwoch, 26. Dezember 2018

Aufgelesen (XX)

Verschiedene Ansätze für die Freiheit

Islam und Moderne müssen nach Ansicht des Islamwissenschaftlers Mouhanad Khorchide keine Gegensätze sein. Anders als häufig behauptet, gebe es schon in der klassischen islamischen Theologie verschiedene Ansätze für die Freiheit des Menschen, erklärte Khorchide am Donnerstagabend in Essen bei einem Symposium. Auf dieser Grundlage sei es sein Wunsch, „den Islam in die Moderne einzubringen und nicht die Moderne in den Islam“, sagte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster.

Frankfurter Rundschau, 18. Mai 2018

Von der Schönheit des Islam

Wenn es in den Medien um das Thema Islam geht, dann dominieren oft die negativen Schlagzeilen: der Terror des IS und  die Angst vor Anschlägen von Islamisten in Europa. Der Münsteraner Professor Milad Karimi kennt das Imageproblem seiner Religion. Aber statt in der Verteidigungshaltung zu verharren, geht er in die Offensive und preist die Schönheit und Ästhetik des Islam.

NDR, 31. Mai 2018

Zwei Twitter-Fronten bei #Maischberger

Wer bei Twitter den Hashtag #Maischberger eingibt, findet Tweets zweier Fronten: Die Islamisierungsgegner mit Aussagen wie „Je mehr Moslems in einem Land sind, desto schneller geht das Land zurück ins 7. Jahrhundert“. Und die „Kampf gegen rechts“-Front mit Tweets à la „Wie lange möchte die ARD dem aufkeimenden Faschismus noch hofieren?“ In der veröffentlichten Meinung scheint letztere dominant zu sein.

Cicero, 7. Juni 2018

Die liberale Moschee

Vor einem Jahr wurde die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin eröffnet, eine Moschee, die - so sagte es ihre Gründerin Seyran Ates - ein anderes, ein liberaleres Bild des Islam zeigen soll. In der Frauen und Männer gemeinsam beten können und die nicht nur für Muslime, sondern auch für Juden, Christen und Atheisten offenstehen sollte. Einer der Mitbegründer damals war Abel-Hakim Ourghi, Islamwissenschaftler aus Freiburg. NDR Kultur hat im Freitagsforum mit ihm gesprochen.

NDR, 15. Juni 2018

Über 1000 Mal angegriffen und beleidigt

Anfeindungen, Beleidigungen, körperliche Attacken: 1.075 Übergriffe auf Muslime und islamische Einrichtungen wurden 2017 in Deutschland registriert. Dagegen setzt sich das neue Netzwerk Claim ein. Die Initiatoren der Allianz fordern eine "eine Empörung aller" gegen Diskriminierung von Muslimen.

Deutschlandfunk, 27. Juni 2018

Vier Stellen für Islam-Professoren

Vor Kurzem beschloss die Humboldt-Universität endgültig die Gründung ihres Islam-Instituts – jetzt ist auch der erste Schritt genommen, um Professuren für die Islamische Theologie einzurichten. Der Akademische Senat der HU hat am Dienstag den Antrag zur Freigabe von vier entsprechenden Stellen beschlossen. Es handelt es sich um Professuren für die Bereiche Islamische Textwissenschaft, Islamisches Recht in Geschichte und Gegenwart, Islamische Religionspädagogik und Islamische Philosophie.

Potsdamer Neueste Nachrichten, 12. Juli 2018

Rechtes Lager gegen liberalen Islam

Wenn "liberal" zum Schimpfwort verkommt, hat man es in der Regel mit ideologischem Eifer, Herrschaftsbestrebungen oder Unkenntnis zu tun. Letzte Woche schrieb ich an dieser Stelle darüber, warum das rechte Lager behauptet, es gäbe keinen liberalen Islam und warum Personen wie ich von rechts angefeindet werden. Doch immer wenn es um den liberalen Islam geht, kommen die Attacken auch von Muslimen selbst.

Die Bandbreite reicht von wütenden Beschimpfungen und Bedrohungen bis hin zu sachlicher Kritik. Einig sind sich dabei alle darin, es könne nur einen Islam geben. Selbst der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, betont: "Es gibt nur EINEN Islam und VIELE Muslime."


t-online, 27. Juli 2018

Zu liberal für Lehramt?

Jüngst wurde mir zugetragen, dass eine junge liberale Muslima in Nordrhein-Westfalen keine Islamlehrerin werden darf. Sie habe die erforderliche, „im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Gnädigen“ zu erteilende Lehrerlaubnis – genannt Idschaza – nicht erhalten. Die Schule, an der sie arbeitet, kann sie daher für den Unterricht nicht einsetzen. Offenbar war die persönliche Haltung der Pädagogin zu ihrer Religion jenem Gremium nicht genehm, das nach dem Willen der Landespolitik über die Idschaza zu befinden hat: dem Beirat für den Islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen.

Frankfurter Rundschau, 3. August 2018

Morddrohung gegen Liberalen

Neulich hat sich wieder der Staatsschutz bei ihm gemeldet. In mehreren Internetforen, in denen sich deutsche Anhänger des sogenannten „Islamischen Staats“ austauschen, gebe es eine direkte Morddrohung gegen ihn. Die Beamten sagen, diese Drohung sei ernst zu nehmen. Abdul Adhim Kamouss sagt: Natürlich ist sie das.

Der Tagesspiegel, 21. August 2018

Enge Verbindung zwischen Macht und Religion

Bernd Roeck, Historiker an der Universität Zürich, zeigt sich skeptisch, was eine schnelle Reformfähigkeit des Islam angeht. In seinem großen Buch „Der Morgen der Welt“ (2017) beschreibt er den rasanten Aufstieg Lateineuropas im Zuge der Renaissance, der keine Entsprechung in der muslimischen Welt fand: Während im Westen Staat und Kirche getrennt wurden, blieben im Islam politische Macht und Religion dagegen eng verbunden.

Welt, 4. September 2018 

Hass statt Kritik

Der Zentralrat der Muslime wünscht sich eine duale Ausbildung von Imamen an deutschen Universitäten. Diese Meldung aus der "Welt" teilt jemand bei Facebook. Die Kommentare sind nicht sehr freundlich.

Blog dir deine Meinung, 14. September 2018

Beobachtung wäre falsch

Imame bespitzeln in Deutschland Erdoğan-Kritiker, in Moscheen wird der Märtyrertod fürs türkische Vaterland gepriesen, wer anders denkt, wird hinausgedrängt. Der türkisch-islamische Moscheeverband Ditib hat sich in einer Weise zum verlängerten Arm Ankaras und zum Fanclub des autokratischen Präsidenten entwickelt, die auch frustrationstolerante Freunde des deutsch-türkisch-christlich-islamischen Dialogs ratlos macht.

Süddeutsche Zeitung, 21. September 2018

Vorleser gefeiert wie Popstars

Für praktizierende Muslime ist es wichtiger, die Suren zu hören als sie zu lesen. Die Koranverse werden von besonders ausgebildeten Interpreten kunstvoll vorgetragen. Die Kunst beschränkt sich nicht auf die Moschee: Die besten Rezitatoren treffen sich zu Wettbewerben und werden wie Popstars gefeiert.

Deutschlandfunk, 3. Oktober 2018

Gespenst bei Facebook

Es geht ein Gespenst um bei Facebook. Der Islam. Viele fischen im Trüben der AfD und posten täglich ihre Abneigung gegenüber einer Weltreligion, die sie für gefährlich halten. Zurzeit diskutieren sie über Polygamie, denn bei Wikipedia werden für Mohammed zehn Frauen aufgelistet. Während die Sunniten meinen, dass der Prophet zwei Lieblingsfrauen gehabt hat, sind sich alle, die vor dem Islam Angst haben, einig, dass schon eine zweite Frau eine zu viel ist.

Hier weiterlesen 20. Oktober 2018

Der gute Islam

Ein einmonatiger Studienaufenthalt im Oman zum Zwecke der Wiederbelebung und Verbesserung verschütteter Arabischkenntnisse gab in diesem Sommer die Gelegenheit, ein Land näher kennenzulernen, das hierzulande in erster Linie als aufregende (Luxus-)Tourismusdestination bekannt ist beziehungsweise als solche massiv beworben wird. Dieser Aufenthalt bot dabei eine interessante Möglichkeit, ein tief vom Islam geprägtes Land kennenzulernen, das auf der arabischen Halbinsel liegt, aber so fern und frei von dem ist, was man gemeinhin heute mit dieser Region assoziiert. Ein Land, das man ohne Probleme individuell bereisen kann und in dem man es stets mit immens freundlichen, äußerst zuvorkommenden und ungeheuer hilfsbereiten Menschen zu tun bekommt.

Der Standard, 2. November 2018

Die Frau als Kriegsbeute

Angelika Kallwass will von den Podiumsgästen wissen, wie man in einem vom Islam dominierten Land die Eigenständigkeit entwickeln könne, Atheist zu werden. Alles habe mit der einfachen Frage begonnen, warum das Paradies Türen habe, antwortet Yahya Ekhou. Sein Imam habe daraufhin gesagt: "Geh und bete und halt' die Klappe!" Dann habe er, Ekhou, angefangen, im Internet über den Islam und seine Geschichte zu recherchieren. Er habe sich gefragt, ob Religionen insgesamt die Menschen eher zusammenführten oder auseinander brächten und für ihn wurde klar: Letzteres. Shuruq habe ihren Mann einmal gefragt, was der Islam für sie als Frau getan habe. Er habe geantwortet, im Islam sei sie eine Königin, er bewahre sie wie ein Juwel. Sie wolle aber kein Objekt sein, das aufbewahrt wird, habe sie geantwortet, und habe nach ihren Rechten als Mensch gefragt. Daraufhin begannen sie beide im Koran zu lesen und stellten fest, dass Mohammed keine besonders positive Haltung zu Frauen habe und sie eher als Kriegsbeute sehe.

Humanistischer Pressedienst, 19. November 2018

Fair berichten-wie geht das?

Wie kann man fair über den Islam berichten? Darum ging es in einem Seminar der Initiative „The Muslim Story“ an der Deutschen Journalistenschule. Darin wurde angeblich vor liberalen Islamkritikern gewarnt. Nun fordern die namentlich Genannten eine Klarstellung.

Deutschlandfunk, 30. November 2018

Schluss mit dem Schubladendenken

Wie sieht ein anderer Mensch aus? Wie heißt er? Und wo kommt er eigentlich her? Das sind Fragen, die immer noch gestellt werden, wenn man auf einen Gegenüber trifft, der Muslim ist, augenscheinlich aber in Deutschland geboren wurde. Fragen, die, so sagt der Islamwissenschaftler Elhakam Sukhni, durch ein Schubladendenken entstehen. Ein Denken, das es nach wie vor in den Köpfen gibt. „Wir müssen lernen, dass die Gesellschaft vielfältig ist“, war nur eine Forderung des Islamwissenschaftlers, die er am Samstag bei „Salam Solingen!“ im Walder Stadtsaal präsentierte. „Es gibt nicht die anderen, es gibt nur uns“, lautete seine Kernbotschaft.

Solinger Tageblatt, 9. Dezember 2018


Contra Moscheesteuer

Der Islam wird in Deutschland leicht unter Generalverdacht gestellt, und das verleiht selbst bedenkenswerten Vorschlägen einen unangenehmen Beigeschmack. Auch der Idee einer „Moscheesteuer“, die gerade das weihnachtliche Nachrichtenloch füllt.
Richtig ist: Wenn der Islam „zu Deutschland gehören“ soll, wird er seine eigenen Organisationformen finden müssen, möglichst unabhängig von Geld und Einfluss politischer Institutionen im Ausland. So weit leuchtet der Vorschlag, das Prinzip Kirchensteuer auf den Islam auszuweiten, ein.

Frankfurter Rundschau, 26. Dezember 2018

Aufgelesen XXI