Sonntag, 27. Dezember 2015

Aufgelesen (XIV)

Wie verändern Flüchtlinge aus Syrien den Islam?

Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien. Seit Anfang 2014 haben mehr als 150.000 Menschen aus dem Bürgerkriegsland Deutschland erreicht. Viele werden bleiben. Deutschland, so hat das die Kanzlerin gesagt, wird sich verändern. Aber auch der Islam in Deutschland wird sich wohl wandeln. Nur wie?

Spiegel online, 10. September 2015

Goldenes Zeitalter des Islam

Bereits im 9. Jahrhundert gründete der Abbasiden-Kalif al-Ma’mun in Bagdad das erste Haus der Weisheit. Dort versammelten sich die Gelehrten von Nah und Fern und übersetzten Texte aus dem Griechischen, Indischen und Persischen ins Arabische. Sie widmeten sich zudem der Medizin, Kartographie und Astronomie. „Bei dieser Fokussierung auf die Wissenschaft entdeckten sie auch die Freude an der Erkenntnis“, sagt Dr. Andrea Gropp. Sie ist die Kuratorin der Ausstellung „Häuser der Weisheit – Wissenschaft im Goldenen Zeitalter des Islam“, die an diesem Sonntag im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Innenhafen um 11 Uhr eröffnet wird.

WAZ, 18. September 2015

Der Islam als Fremder

"Der Islam ist als Fremder geboren und wird als Fremder wiederkehren. Selig sind die Fremden." Das ist eine Aussage des Propheten Mohamed, der sich selbst seit seiner Geburt überall als Fremder gefühlt hatte. Sein Vater starb vor seiner Geburt, seine Mutter gab ihn schon als Säugling an fremde Beduinen ab, um ihn großzuziehen. Als er nach Mekka zurückkam, hütete er Schafe für seinen Stamm wie ein Sklave.

Ihm fehlten Bezugspersonen, Leitfiguren und Vorbilder. Selbst als er eine reiche Witwe heiratete und Karawanenführer wurde, konnte er sein Gefühl der Marginalisierung und Entfremdung nicht überwinden. Er zog sich in eine Höhle zurück und bildete sich ein, der Himmel würde zu ihm sprechen. Der Islam wurde in dieser isolierten Höhle geboren und kann sie nach 1400 Jahren immer noch nicht verlassen.
Die Welt, 26. September 2015

Für Mehrheit gehört Islam nicht zu Deutschland

"Nein", lautet die Antwort von zwei Drittel der Deutschen auf die Frage: "Gehört der Islam zu Deutschland?". Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für die "Welt" hat diese Frage untersucht. Nur 22 Prozent würden zustimmen. Im Osten der Bundesrepublik ist die Ablehnung mit 75 Prozent gegenüber den 60 Prozent im Westen noch ausgeprägter. Besonders mit Blick auf Hunderttausende Flüchtlinge aus islamischen Ländern, die aktuell nach Deutschland strömen, sei das Ergebnis besorgniserregend.

Focus, 7. Oktober 2015

Warnung auf Frankfurter Buchmesse

Der Historiker Wolfgang Benz hat vor einer Hetze gegen den Islam gewarnt. Die Radikalisierung der islamfeindlichen Pegida-Bewegung sei beunruhigend, sagte er am Donnerstag auf der Frankfurter Buchmesse. Benz moderierte auf der weltgrößten Bücherschau eine Podiumsdiskussion zum Thema „Der Islam gehört zu Europa. Der Balkan als europäisches Zuhause für Muslime“.

IslamiQ, 16. Oktober 2015

Hitler und der Mufti von Jerusalem

Da behauptete also jemand, erst der Mufti von Jerusalem habe Hitler einflüstern müssen, die Juden zu vernichten; Hitler sei alleine gar nicht drauf gekommen. Nun, das wäre nicht weiter der Rede wert, schon alleine weil es (mindestens) in zweierlei Hinsicht absurd ist: Erstens, die Nazis musste man nicht auf die Idee bringen, Juden zu ermorden. Da waren sie schon selbst drauf gekommen. Zweitens, Amin al-Husseini war schlichtweg nicht bedeutend genug, um als großer Ratgeber Hitlers auftreten zu können.

Die Zeit, 24. Oktober 2015

Krieg des Islam gegen sich selbst

Im Westen ist das Datum längst vergessen, für die Welt des arabischen Islam dagegen war der 20. November 1979 eine Zäsur mit katastrophalen Folgen. Mit ihr begann – wie es Navid Kermani bei seiner Friedenspreisrede in Frankfurt formulierte – der Krieg des Islam gegen sich selbst, der fast vollständige Bruch mit seiner Tradition, der Verlust des kulturellen Gedächtnisses, seine zivilisatorische Amnesie. Der multiethnische, multireligiöse und multikulturelle Orient sei untergegangen, diagnostizierte Kermani, "den ich in seinen großartigen literarischen Zeugnissen aus dem Mittelalter studiert und während langer Aufenthalte in Kairo und Beirut, als Kind während der Sommerferien in Isfahan (...) als eine zwar bedrohte, niemals heile, aber doch quicklebendige Wirklichkeit lieben gelernt habe".

Die Zeit, 26. Oktober 2015

Film über muslimischen Alltag

Muslimischen Alltag – wer zeigt den schon? Beispielsweise der Film "Baku - Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung", der mit dem ersten Gebetsruf des Muezzin beginnt. In 18 Episoden erzählen junge Dokumentarfilmer aus Aserbaidschan vom ganz normalen Leben in ihrer Stadt. Klischees sucht der Zuschauer hier vergebens.

Deutschlandradio Kultur, 2. November 2015

Mehr Mitsprache für Islamverbände in NRW?

Die Islam-Verbände möchten ähnlich wie die christlichen Kirchen mehr Einfluss auf die Erteilung ihres Religionsunterrichts in öffentlichen Schulen nehmen. Nach Artikel 7 des Grundgesetzes kann nur eine Religionsgemeinschaft vom Staat die Erlaubnis zur Erteilung von Religionsunterricht verlangen, nicht aber Verbände, die neben anderem auch Religionsangelegenheiten ihrer Mitglieder wahrnehmen. Bislang stimmt NRW die Lehrinhalte des islamischen Religionsunterrichts an 176 Schulen mit einem Experten-Beirat ab. Dies ist eine Übergangslösung, weil es bislang keinen anerkannten Ansprechpartner gab.

WAZ, 11. November 2015

Fast schon Nötigung

Die Forderungen, sich vom Terrorismus zu distanzieren, hält Sadiq „fast für eine Art Nötigung“ und für eine „Farce“: „Wir identifizieren uns ja nicht mit den Wertvorstellungen solcher kranken Mörder.“ Diese handelten im Widerspruch zu Allah. „Wieso sollten wir uns von etwas distanzieren, was wir ablehnen?“

Cicero, 18. November 2015

Zerstörung der Grauzone

Die Bedrohungslage hat sich verschärft. Das zeigte sich, alsin Hannover das Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande abgesagt wurde. CIA-Chef John Brennan hält Paris nicht für ein "einmaliges Ereignis" und warnt vor Attacken, die schon "in der Pipeline" seien. Mit welchem Ziel? Ein Schlüsselwort der IS-Propaganda ist die "Zerstörung der Grauzone", in der sich Europas Muslime befänden: zwischen Gut und Böse, dem Kalifat und den Ungläubigen. Die Terrorangriffe sollen den Westen gegen seine muslimischen Bürger aufbringen, eine Überreaktion soll diese radikalisieren. Dann würden sie die "Grauzone" verlassen und in Scharen zum IS überlaufen.

Die Zeit, 19. November 2015

Grüne gehen auf Distanz

Prominente Grüne gehen auf Distanz zu den Islam-Verbänden. In einem gemeinsamen Papier erteilen Parteichef Cem Özdemir und Volker Beck deren Wunsch nach Anerkennung als Religionsgemeinschaften eine klare Absage. „Zum jetzigen Zeitpunkt“ sei eine solche Gleichstellung „weder religions- noch integrationspolitisch wünschenswert“, schreiben sie.
Die Islam-Verbände seien „bislang in ihrer Zusammensetzung national, politisch oder sprachlich, nicht aber bekenntnisförmig geprägt“, begründen sie ihre Haltung.
taz, 23. November 2015

Brillantes Wagnis: Jesus und der Islam

Was Mordillat und Prieur mit ihrer beinahe siebenstündigen Exegese „Jesus und der Islam“ für Arte auflegen, ist ein weiteres Wagnis und eine weitere Zumutung für Fernsehzuschauer - und brillant. Mit der Geburt des Christentums und der Apokalypse haben sich die beiden Spezialisten für religiöse Stoffe nicht weniger minutiös auseinandergesetzt. Nun erkunden sie, wie der Koran und frühe islamische Texte auf den Heiland der Christen blicken, wie sie ihn deuten und welche Zielsetzungen dahinterstecken. Für ihren Film wählen Mordillat und Prieur die denkbar konzentrierteste Form: Wir sehen und hören 26 Wissenschaftler aus aller Welt Annäherungen an Textpassagen wagen, nach Erklärungen tasten, Vorschläge unterbreiten. Mehr Abwechslung als hin und wieder eingeblendete Koranseiten und das Rascheln von Papier gönnen uns die Filmemacher nicht. Es geht um Worte und immer nur Worte, und jedes einzelne liegt auf der Goldwaage.

FAZ, 8. Dezember 2015

Raum für Wertedebatten

Frau Achour, in Deutschland befürchten viele, Flüchtlinge könnten sich nicht an das Grundgesetz halten. Brauchen diese Schüler eine spezielle Staatsbürgerkunde?

Die Vorstellung, dass man Wertkonflikte austragen kann, indem man die Schüler Top down mit dem Grundgesetz konfrontiert, ist falsch. Es wäre aber absolut wünschenswert, wenn es in der Schule einen Raum gäbe, in dem Wertedebatten gründlich ausgetragen werden können.

Tagesspiegel, 21. Dezember 2015

Gemeinsam gegen Gewalt
Der iranische Präsident Ruhani hat es als größte Verantwortung muslimisch geprägter Länder bezeichnet, das Bild des Islam zu korrigieren.
Zu Beginn einer Konferenz in Teheran verwies Ruhani darauf, dass Terror und Massaker sich derzeit überwiegend in der islamischen Welt ereigneten. Er rief alle muslimischen Staaten auf, gemeinsam gegen die Gewalt der Terrormiliz IS und anderer Gruppierungen vorzugehen.

Deutschlandfunk, 27. Dezember 2015

Aufgelesen (XV)
 
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Samstag, 14. November 2015

Euer Allah ist ein Wicht


Paris genießt den Sommer.












IS - die religiös-politische Seuche                                                

Liebespaare auf den Treppen vor Sacre Coeur, Maler an der Seine, Japaner, die ihre Familien als kleine Punkte vor dem Eiffelturm ins Fotoalbum kleben - Terroristen in einer Konzerthalle, vor dem Stadion, in dem Frankreich gegen Deutschland spielt und an weiteren Orten: 128 Tote und der Ruf "Allah ist groß!"

Die 20. Spielminute im Stade de France, Zuschauer zucken bei einem lauten Knall zusammen, der Reporter rätselt über die Ursache, dann ein zweiter Knall, in der Halbzeitpause verschwindet der französische Präsident Hollande von der Tribüne und kommt nicht wieder zurück. Nach dem Spiel rennen Tausende auf den Platz, einige brechen weinend zusammen. Der IS stürzt Menschen in große Verzweiflung, sein Allah ist ein Wicht. An den Gräbern dieser Mörder wird niemand weinen. Allah hat sie gerichtet.

Paris sollte schon einmal brennen. Das war im August 1944, als Deutschland von einer religiös-politischen Seuche befallen war, die sich mit einem "Kanzler der Vorsehung" und kirchlicher Unterstützung in Europa immer schneller verbreitete, bis diese Krankheit an ihrer eigenen Krankheit starb. Das Tausendjährige Reich als Aberglaube an eine ewige menschliche Macht endete ebenso rasch wie es den Aberglauben aufrecht erhalten konnte, Gottes Reich ersetzen zu können.

Der IS ist eine Krankheit von heute. Diese Seuche ist ebenfalls religiös-politisch, der Terror genauso faschistisch und das gewollte Reich nicht von Allah. Denn Allah als Wicht passt nicht mehr in die Zeit. Die Götter von heute sind Götter der Liebe, des Vergebens und der Hoffnung, dass die Welt besser werden kann, aber nie vollkommen. Damit hat sich sogar die katholische Kirche fast schon abgefunden, sonst würde man sie in der Zeitgeschichte gar nicht mehr finden.

Der IS will Hass säen, weil er sich selbst hasst, er will Angst verbreiten, weil er ein Angsthase ist und er will zerstören, weil er nichts aufbauen kann. Noch ist diese Seuche nicht besiegt, einige macht sie krank vor Angst sogar vor Flüchtlingen, die vor dem IS geflüchtet sind, um ihr Leben zu retten. Sie übertragen ihre Angst und machen sich so klein wie der Allah des IS, der ein Wicht ist...Götter, die überleben wollen, schenken das Leben, sie nehmen es nicht.

Deutschland-Niederlande in Hannover: Das Spiel gegen den IS
 

  

Donnerstag, 10. September 2015

Aufgelesen (XIII)

Erst Pegida - dann eine Entschuldigung

Vor wenigen Monaten war Kathrin Oertel noch eins der bekanntesten Pegida-Gesichter. Mit tausenden Gleichgesinnten demonstrierte sie Montag für Montag gegen die angebliche "Islamisierung des Abendlandes". Doch nun die Überraschung: Auf Facebook postete Oertel ein Video, das alles wieder vergessen machen soll. "Ich möchte mich bei allen Muslimen entschuldigen, die hier in unserem Land friedlich leben - das sind nämlich die meisten von ihnen und das vergessen einfach total viele", sagte sie.

stern, 30. April 2015

Analyse statt gute Gesinnung

Kein Mensch, der bei Verstand ist, behauptet, dass alle 1,6 Milliarden Muslime auf der Welt oder alle vier Millionen Muslime in Deutschland Extremisten sind – oder zum Extremismus veranlagt. Dennoch wird dieser Popanz immer wieder aufgebaut, um sich dann entrüstet gegen ihn zu verwahren. Die solchermaßen inszenierte gute Gesinnung ist aber kein Ersatz für Analyse. Die Leugnung von Zusammenhängen und der bedrohlich nahegerückten Präsenz des Feindes bedeutet einen Verzicht auf Strategie und Prävention. Es bleibt dem glücklichen Zufall oder der Aufmerksamkeit einer Verkäuferin im Baumarkt überlassen, ob uns ein Terroranschlag erspart bleibt.

tagesspiegel, 10. Mai 2015

Islamverbot gefordert

Ein französischer Bürgermeister hat öffentlich ein landesweites Islamverbot gefordert. Verstöße sollten unter Strafe gestellt werden. Seine Partei, die bürgerliche UMP, reagierte wenig erfreut.

N24, 16. Mai 2015

Besuch bei einem Experten

Ein silberner Samowar steht im Dienstzimmer von Professor Bekim Agai. Doch auch eine Kanne Kaffee hat Agai für das Gespräch mit der Frankfurter Rundschau bereitgestellt. Er trinkt erst das eine, dann das andere – und beides schwarz. In der Öffentlichkeit ist Agai präsent, wenn Debatten über den Islam, aber auch über Islamismus und Gewalt geführt werden – etwa als Gastredner im hessischen Landtag.

Frankfurter Rundschau, 8. Juni 2015

Schlechte Noten für Berichte über Islam

Der Journalist Eren Güvercin und der Medienwissenschaftler Janis Brinkmann geben den aktuellen Berichten über den Islam schlechte Noten. Sie sind zu einseitig in fast allen Medien und die negative Berichterstattung überwiegt, beobachten beide seit Jahren. Und so werde davon auch das Islambild in Deutschland weitgehend geprägt.

Deutschlandfunk, 19. Juni 2015

Gemeinsamkeiten suchen

Im Gegensatz zu so genannten „Naturreligionen“ wie dem Schamanentum basieren sowohl Christentum und Islam auf einer Schrift: in diesem Fall auf Bibel und Koran. Außerdem haben die großen Buchreligionen gemeinsame Wurzeln. Die jüdische Tora etwa findet sich in der Bibel wieder, dort sind es die fünf Bücher Mose. Und viele biblische Geschichten werden auch im Koran erzählt.

Huffington Post, 24. Juni 2015

Mehr Verwirrung als Klarheit

Wie gefährlich sind Deutschlands sogenannte Islamisten? Und: Wer ist überhaupt ein Islamist – oder sogar ein islamistischer Terrorist? Der soeben vorgelegte Verfassungsschutzbericht für 2014 schafft hier mehr Verwirrung als Klarheit. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) macht zwar islamistischen Terrorismus als die größte Bedrohung für Deutschland aus – überzeugen kann es damit aber nicht.

Frankfurter Rundschau, 2. Juli 2015

Weiter Kritik am Islam

Hamed Abdel-Samad, 43, in Deutschland lebender Autor des Bestsellers „Der islamische Faschismus“, will weiter Kritik am Islam üben. „Ich könnte auch Politikberatung machen und der Kanzlerin einreden, dass der Islam zu Deutschland gehört“, sagte er der „Zeit“. „Wer beschwichtigt, der macht Karriere."

Südkurier, 8. Juli 2015

Lustiges Verbot

Die türkische Star-Moderatorin Pelin Çift hat einen Islam-Gelehrten für ein Interview in ihre Sendung eingeladen. Das Thema: Im Islam verbotene Sexpraktiken. Der Theologe Ali Riza Demirkan erklärt ruhig und ganz trocken, welche Formen des Coitus für Muslime erlaubt und welche tabu sind.

Blick, 13. Juli 2015

Die Vielfalt des Islam

Den einen Islam gibt es nicht. Die Religion wird vielmehr von Völkern, Gruppen und Menschen ganz unterschiedlich verstanden und gelebt. Diese Vielfalt kommt in Spiel- und Dokumentarfilmen oft nicht zum Ausdruck. So lautet eins der Ergebnisse des Schulprojektes IslaMovies der Universität Göttingen.

Göttinger Tageblatt, 19. Juli 2015

Bruch mit Islam am Smartphone

Der Internetempfang ist in dem High-Tech-Königreich Saudi Arabien optimal, und die Regierung mischt sich nicht durch Zensur – wie es zum Beispiel die türkische, persische oder chinesische tut –bestimmter Kanäle wie Facebook ein. Offenbar toleriert die für ihre starken Kapitalverbindungen zum Westen bekannte herrschende Klasse den Bruch mit dem Islam im privaten Bereich am Smartphone.

Deutschlandfunk, 28. Juli 2015

Wer ist wirklich Muslim?

Einer der heftigsten Streitpunkte unter Muslimen heute dreht sich darum, wer wirklich Muslim ist und wer nicht. Radikale muslimische Terror-Gruppen wie der so genannte Islamische Staat behaupten, dass sie allein wahre Muslime seien, wohingegen all jene, die an Mohammed als Prophet glaubten und sich dem Islamischen Staat widersetzten, keine echten Muslime seien. Leisten sie Widerstand gegen den Islamischen Staat, dann sind sie demzufolge Apostaten, also vom Islam abgefallene Muslime.

Deutschlandfunk, 7. August 2015

Beziehungen pflegen

Das Zusammenleben zwischen den Religionen kann schwierig sein. Dieses Fazit zieht Gottfried Locher, der neue Präsident des Schweizer Rats der Religionen. Der 48 Jahre alte Berner sagt, die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen sollten gepflegt werden. Und er ist besorgt über die Zunahme der Fälle von Antisemitismus.

SwissInfo, 13. August 2015

Informationen statt Angst

Gemeinsam mit Migranten will die Landeszentrale für politische Bildung stärker über den Islam und Islamismus informieren. „Wir planen Lehrerfortbildungen und Schülerprojekttage“, sagte die Geschäftsführerin des Netzwerks für Demokratie und Toleranz in Sachsen-Anhalt, Cornelia Habisch, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wollen über den Islam informieren. Da fehlt es noch an vielen Ecken und Enden an Wissen.“ Neben viel Unwissen gebe es auch viele Ängste.

Mitteldeutsche Zeitung, 17. August 2015

Fremdenfeindlichkeit in Deutschland

Xenophobie oder Fremdenfeindlichkeit baut auf eine negative Konnotation des "Fremden"-Begriffs auf und lehnt das "Andere" aufgrund ökonomischer, sozialer, kultureller, religiöser oder ethnischer Unterschiede ab. Besonders die Islamophobie, die die ablehnende und feindliche Haltung gegenüber den Personen, die sich dem Islam zugehörig fühlen, definiert, macht den größten Teil der fremdenfeindlichen Bewegungen in Europa und speziell in Deutschland aus.

Huffington Post, 27. August 2015

Schwärmerische Annäherung an den christlichen Glauben

Er ist überzeugter Demokrat, einer der renommiertesten deutschen Schriftsteller und islamischer Gelehrter. Sein überraschendes neues Buch über die christliche Kunst und Bilderwelt ist eine faszinierend schwärmerische Annäherung an den christlichen Glauben. Im Oktober bekommt Navid Kermani in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen.

ARD, 30. August 2015

Neue Impulse gefordert

Neue Impulse in der Flüchtlingspolitik haben führende Religionsvertreter in Deutschland angemahnt. «Ein neuer Ansatz ist notwendig» sagte Kardinal Reinhard Marx am Sonntagabend in der ZDF-Sendung «Berlin direkt». Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz rief dazu auf, das Thema Zuwanderung grundsätzlich anzugehen und in die Öffentlichkeit das Signal zu geben «Wir sind ein Einwanderungsland und wir wollen vernünftig damit umgehen».

Islam, 2. September 2015

Jesus musste am Kreuz sterben?
 
Einer musste am Kreuz sterben, um für die Fehler der anderen zu büßen? Und Gott soll es so gewollt haben? Angeborene Schuld des Menschen? Babys, die beladen mit der Erbsünde auf die Welt kommen? Nein, sagt Anja Hilscher, das sind alles Missverständnisse. Es müssen verdammte, von Menschen gemachte Missverständnisse sein. Sie wollte näher heran an Gott, nicht als Sünderin, nicht als Schuldige am Tod von Jesus, sondern als Anja.

Sie trifft Baschir und Abdullah wieder, als sie ihre Eltern besucht. Sie ziehen die Schuhe aus, sie kochen, sie beten. Ruhe und Charisma. Die 1000. Begegnung mit dem Islam wird Anja Hilschers Erweckungserlebnis.
 
Die Welt, 3. September 2015

Kein präventives Verbot von Kopftüchern
 
Hannover-7. September 2015. Mit einem aktuellen Runderlass informiert das Niedersächsische Kultusministerium die öffentlichen Schulen über die Auswirkungen des so genannten Kopftuchbeschlusses des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG ) vom 27.1.2015. Diesem Beschluss nach verstößt ein präventives Verbot des Tragens eines Kopftuchs aus Glaubensgründen durch eine Lehrerin an einer öffentlichen Schule gegen die Verfassung und ist damit unzulässig.

Der Runderlass des Niedersächsischen Kultusministeriums erläutert, dass in Folge dieser Entscheidung eine verfassungskonforme Auslegung des Niedersächsischen Schulgesetzes (NSchG) § 51 Abs. 3 Satz 1 es grundsätzlich zulässt, dass Lehrkräfte in Niedersachsen ein Kopftuch oder andere religiös konnotierte Kopfbedeckungen im Dienst an öffentlichen Schulen tragen. Ausnahmen von diesem Grundsatz könnten laut BVerfG-Beschluss sich lediglich aus einer hinreichend konkreten Gefahr für den Schulfrieden oder für die staatliche Neutralität ergeben. Ob ein solcher Sachverhalt vorliegt, muss immer im Einzelfall geprüft werden.

Ergänzend zum Runderlass des Niedersächsischen Kultusministeriums wird auch die Niedersächsische Landesschulbehörde die Schulleiterinnen und Schulleiter auf die geänderte Rechtslage hinweisen. In einem Begleitschreiben zum Runderlass bietet die Niedersächsische Landesschulbehörde ihre umfassende Beratung und Unterstützung an, wird die Thematik in den Schulleiterdienstbesprechungen erläutert. Sollten Fragen in diesem Zusammenhang auftreten, können sich die Schulen jederzeit an die Niedersächsische Landesschulbehörde  wenden.

Der Runderlass ist den Schulen in der Septemberausgabe des Amtsblatts des Niedersächsischen Kultusministeriums („Schulverwaltungsblatt") bekannt gemacht worden und kann hier nachgelesen werden.


Aufgelesen (XIV) 

Freitag, 24. April 2015

Aufgelesen (XII)

Bundesverfassungsgericht gegen pauschales Kopftuchverbot

Muslimische Lehrerinnen dürfen künftig in der Regel ein Kopftuch tragen. Nach einem Grundsatzbeschluss des Bundesverfassungsgerichts ist ein pauschales Kopftuchverbot für Lehrkräfte an öffentlichen Schulen verfassungswidrig, da es gegen die Glaubens- und Bekenntnisfreiheit verstoße.
In ihrer Begründung sagten die Richter, ein Verbot sei nur dann gerechtfertigt, wenn durch das Tragen eine "hinreichend konkrete Gefahr" für den Schulfrieden oder die staatliche Neutralität ausgehe. Eine abstrakte Gefahr reiche nicht aus. Das bisher in Nordrhein-Westfalen geltende strikte Kopftuchverbot müsse entsprechend eingeschränkt werden.
 
tagesschau, 13. März 2015

Falsches Bild vom Islam

„99 Prozent der Muslime, die in Deutschland leben, sind friedlich“, sagt Hibaoui. Er ist akademischer Mitarbeiter am Tübinger Zentrum für Islamische Theologie, war Beauftragter der Stadt Stuttgart für Kontakte zu Muslimen und Oberhaupt einer islamischen Gemeinschaft in Reutlingen. „Trotzdem herrscht in Deutschland teilweise ein falsches Bild vom Islam.“ Nach aktuellen Umfragen würden 57 Prozent der Deutschen den Islam als Bedrohung und mehr als 60 Prozent den Islam mit der Demokratie als nicht vereinbar ansehen. Dies hänge vor allem an der unklar getrennten Wahrnehmung des Islam als friedliche Religion und islamistischen Gruppierungen zusammen.

Stuttgarter Zeitung, 23. März 2015

Islam gehört zu Europa

Es gibt genügend Stützen für die Annahme, dass die Renaissance und die frühe Form der europäischen Aufklärung durch die islamische Philosophie und die islamischen Bildungseinrichtungen in Europa mit angestoßen wurden. Doch wie konnte es passieren, dass 700 Jahre Islam in Südwesteuropa und 500 Jahre Islam auf dem Balkan im kollektiven Gedächtnis Europas verdrängt wurden?

The European, 26. März 2015

Kriege gegen Islamismus sind Geldverschwendung

Jahrelang haben wir für Kriege gegen "Terror" und "Extremismus" Billionen ausgegeben. Diese wären weitaus besser investiert worden, um muslimische Dissidenten zu schützen und ihnen die Plattformen und Ressourcen zu bieten, um dem gewaltigen Netzwerk der islamischen Zentren, Koranschulen und Moscheen, den Hauptverantwortlichen für die Ausbreitung der gefährlichsten Formen des Islamismus, etwas entgegenzusetzen.

Die Welt, 5. April 2015

Die Entwicklung bis 2050

In Europa wird etwa jeder zehnte Einwohner ein Muslim sein. Etwa 40 Prozent aller Christen leben 2050 in Afrika südlich der Sahara.

Kath. Net, 7. April 2015

Muslimisches Forum gegründet

Wer sind die deutschen Muslime? Verbände, die für sich in Anspruch nehmen, ihre Interessen zu vertreten, gibt es viele. Aber die meisten Menschen islamischen Glaubens hierzulande sind bislang nicht organisiert. Nun ist ein neues Forum entstanden, das für einiges Aufsehen sorgt: Seine Teilnehmer möchten "der Mehrzahl der in Deutschland lebenden und bisher nicht vertretenen Muslime Gehör verschaffen". Diese ambitionierte Haltung formuliert das Muslimische Forum Deutschland (MFD), das nun mithilfe der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung gegründet worden ist.

Die Welt, 23. April 2015

Mittwoch, 4. März 2015

Aufgelesen XI

Vom Knast in den Dschihad


Hannover - 22. Januar 2015. Die Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz beantwortet namens der Landesregierung die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Mechthild Ross-Luttmann (CDU):

Die Abgeordnete hatte gefragt:

In den NWZ Oldenburger Nachrichten vom 29. Dezember 2014 wird berichtet, dass ein islamistischer Extremist in die JVA Oldenburg überstellt wurde, weil er am Standort Oslebshausen der JVA Bremen „offenbar aus der Zelle heraus wieder Aktivitäten in sein früheres Umfeld in Gröpelingen gestartet hatte".

Ich frage die Landesregierung:

1. Kann die Landesregierung ausschließen, dass der Inhaftierte islamistische Aktivitäten aus der JVA Oldenburg heraus entwickelt?
2. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung, um das Fortsetzen islamistisch-extremistischer Aktivitäten von Inhaftierten zu verhindern?
3. Sind der Landesregierung Fälle der islamistischen Radikalisierung oder Versuche, andere Häftlinge zu radikalisieren, aus niedersächsischen Justizvollzugsanstalten bekannt?

Ministerin Niewisch-Lennartz beantwortet die Anfrage im Namen der Landesregierung wie folgt:

Der Strafgefangene ist aus Gründen der Sicherheit im Dezember 2014 von der JVA Bremen in die JVA Oldenburg verlegt worden. Er ist wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland sowie der Werbung um Mitglieder für eine terroristische Vereinigung im Ausland rechtskräftig verurteilt und islamistisch-terroristischen Kreisen zuzuordnen. Daneben sind weitere drei Gefangene, die islamistisch-terroristischen Kreisen zuzuordnen sind, in niedersächsischen Justizvollzugsanstalten untergebracht.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage zur mündlichen Beantwortung im Namen der Landesregierung wie folgt:

Zu 1:
Der Gefangene ist gemäß § 82 NJVollzG in Einzelhaft auf einer Sicherheitsstation untergebracht. Telefonate, Besuche und der Schriftverkehr des Gefangenen werden überwacht. Damit ist sichergestellt, dass der Gefangene keine Möglichkeiten hat, unentdeckt islamistisch-terroristische Aktivitäten zu entwickeln.

Zu 2:
Wie bereits in meiner Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Marco Genthe, Jan-Christoph Oetjen, Hillgriet Ehlers und Dr. Stefan Birkner (FDP) „Vom Knast in den Dschihad - in Niedersachsen auch" (Landtagsdrucksache 17/2143) ausgeführt, werden die Bediensteten des Justizvollzuges über Erscheinungsformen des politischen und religiösen Extremismus in der Ausbildung, in Dienstbesprechungen und Fortbildungen sensibilisiert. Über kulturelle Aspekte und religiöse Besonderheiten von straffälligen Personen werden die angehenden Vollzugs- und Verwaltungswirte (FH) während des Studiums an der Fachhochschule für Rechtspflege unterrichtet. Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen ist für das Jahr 2015 eine Fortbildungsveranstaltung „Politischer Extremismus heute: Islamistischer Fundamentalismus, Rechts- und Linksextremismus" geplant. Die Fortbildung informiert über diese Begriffe und ihre Hintergründe, über gegenwärtige Entwicklungen in Deutschland und ihre Relevanz für die Arbeit im Justizvollzug.

Bei der diesjährigen Fachtagung der Fachbereichsleitungen Sicherheit wird islamistisch-terroristischer Extremismus ein Schwerpunktthema sein. Ziel ist es, gemeinsam mit erfahrenen Praktikern weitere Handlungsfelder für den Justizvollzug zu identifizieren und daraus Maßnahmen abzuleiten.

Das vom Bundeskriminalamt und dem Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof herausgegebene Merkblatt für Justizvollzugsbedienstete über Indikatoren zum Erkennen islamistisch-terroristischer Zusammenhänge ist in der jeweils aktuellen Fassung den zuständigen Bediensteten der niedersächsischen Justizvollzugsanstalten bekannt. Danach werden Feststellungen, die strafrechtlich relevant sein könnten, den örtlich zuständigen Polizeidienststellen oder dem Landeskriminalamt mitgeteilt. Die abhängig vom Einzelfall ggfs. erforderlichen weiteren Maßnahmen werden zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft und Justizvollzugseinrichtung abgestimmt.

Soweit es aus Gründen, die in der Person der oder des Gefangenen liegen, unerlässlich ist, werden Gefangene gemäß § 82 NJVollzG abgesondert sowie Telefonate, Besuch und Schriftverkehr der Gefangenen überwacht.

Die Justizvollzugsanstalten beobachten die Entwicklung dieser Gefangenen aufmerksam und überwachen sie engmaschig. So wird das Verhalten und Vorgehen von Häftlingen, die dem extremistischen Umfeld zuzuordnen sind, aufmerksam beobachtet, um etwaigen zusätzlichen Handlungsbedarf zeitnah erkennen und umsetzen zu können.

Zu 3:
Nein, es gibt bisher keine konkreten Hinweise darauf, dass Gefangene in niedersächsischen Justizvollzugseinrichtungen radikalisiert wurden. Aktuell sind zwei junge Gefangene in Niedersachsen inhaftiert, die nach polizeilichen Erkenntnissen bereits vor der Inhaftierung unabhängig voneinander Kontakte in das islamistische Milieu unterhielten.

Interview mit Islamwissenschaftler an Uni Osnabrück

Ceylan: Früher waren sie Ausländer, dann waren sie Türken, jetzt sind sie Muslime. Wir machen aus dem Islam eine Ausländer-Religion. Wir sollten nicht dahin kommen, dass sich die Menschen aus Protest religiöser oder gar radikaler geben, als sie es in Wirklichkeit sind – nach dem gleichen Motto „black is beautiful“ der kulturellen Bewegung der Afro-Amerikaner in den 1960er-Jahren als Gegenreaktion zu den Stigmatisierungen. Ich hätte mir daher gewünscht, Frau Merkel hätte den Satz, der Islam gehöre zu Deutschland, vor drei, vier Jahren gesagt. Jetzt wird er wahrgenommen als hilflose Reaktion auf die Welle von rechts.

Focus online, 24. Januar 2015

Kein Bilderverbot im Koran

Der Koran ist streng, wie alle religiösen Schriften verbietet er viel: Selbstmord, außerehelichen Geschlechtsverkehr, Prostitution, Zinsen, den Verzehr von Schweinefleisch. Was die Heilige Schrift des Islams hingegen nicht enthält, ist ein Bilderverbot.

Spiegel online, 25. Januar 2015

Die Denk-Falle

"In der geballten Faust sind alle Finger gleich." Fürwahr ein treffender Satz für alle Wahrheits-Pächter. Wenn es nur eine Wahrheit geben soll, müssen sie sich schon die Köpfe einschlagen. Bis eine Wahrheit übrig bleibt. Mit geballten Fäusten kann man nicht aufeinander zugehen, man geht aufeinander los.
Sekten und Esoterik, 31. Januar 2015

Eine andere muslimische Gemeinde

Sie widerspricht allen Klischees: Wenn die muslimische Gemeinde Rheinland in Köln zusammenkommt, ist vieles anders. Männer und Frauen beten zusammen. Der Imam - Vorbeter - ist eine Frau. Das hat echten Seltenheitswert in Deutschland. Man trifft sich nicht freitags in der Moschee, sondern familienfreundlich am Wochenende und in Räumen einer evangelischen Kirche. Es wird locker diskutiert, aktuell über islamistischen Terror, Vorurteile gegenüber Muslimen und Pegida.

n-tv, 31. Januar 2015

Kritik an Merkel-Äußerung

Kardinal Karl Lehmann hat sich für eine kritische Betrachtung der vom früheren Bundespräsidenten Christian Wulff geprägten und jüngst von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgegriffenen Formulierung „Der Islam gehört zu Deutschland“ ausgesprochen. In einem am Dienstag vorab veröffentlichten Beitrag für die Zeitung seines Bistums Mainz, „Glaube und Leben“, spricht der Bischof von einem „Schlagwort“, das „viel zu unbestimmt“ sei.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Februar 2015

Der Koran und der Dschihad

Wie sind diese koranischen Handreichungen zum Dschihad zu interpretieren und anzuwenden? Die einschlägigen Rechtshandbücher der vier sunnitischen Rechtsschulen enthalten in der Regel einen Abschnitt, der sich mit diesen Fragen befasst. Dort besteht Einigkeit darüber, dass die Aussagen des Koran im Kontext des Konflikts zwischen Muhammad und seinen Widersachern zu sehen sind. Wenngleich die damalige Situation im Mekka und Medina des 7. Jahrhunderts nicht direkt auf andere Situationen übertragbar ist, lautet der Konsens weiter, dass Gott den Muslimen unter bestimmten Voraussetzungen den Kampf vorschreibt.

Die Welt, 11. Februar 2015

Ein Toter bei Konferenz über Blasphemie

In Kopenhagen fallen bei einer Konferenz zum Thema Meinungsfreiheit und Blasphemie mehrere Schüsse. Offenbar gilt die Attacke dem Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks. Ein Mensch stirbt, drei weitere werden verletzt. Die Täter sind auf der Flucht - an der Grenze zu Deutschland werden die Kontrollen verschärft.

n-tv, 14. Februar 2015

Für demokratischen Islam

In einem bemerkenswert klar formulierten Manifest haben vier renommierte muslimische Intellektuelle an alle politischen und religiösen Autoritäten in den islamisch geprägten Ländern und in Europa appelliert, sich unmissverständlich für einen demokratischen Islam einzusetzen. Zu dieser Eindeutigkeit gehört auch, dass sie konkrete Schritte vorschlagen: Eine Konferenz in Frankreich Anfang 2016, bei der muslimische Persönlichkeiten "die Umrisse eines fortschrittlichen Islam skizzieren", der "fest im 21. Jahrhundert verankert" sein soll.

Deutsche Welle, 22. Februar 2015

Abnabelung vom traditionellen Islam

Damit geht es vor allem um den richtigen Weg - und um die Frage, wie weit dieser von den Muslimen gegangen wird. Entsprechend positiv waren die ersten Reaktionen auf die österreichische Regelung . Diese strebt letztlich eine Abnabelung der Muslime vom traditionellen Islam ihrer Herkunftsregionen an. Umstritten ist dabei vor allem, dass Imame künftig in Österreich ausgebildet und ansässig sein müssen und die laufenden Kosten der Religionsgemeinschaft nicht mehr aus dem Ausland gedeckt werden dürfen.

Katholischer Pressedienst, 2. März 2015

Dienstag, 20. Januar 2015

Aufgelesen (X)

Präventionsstelle heißt "beRATen"

Hannover - 10. Dezember 2014. Die niedersächsische Präventionsstelle gegen neo-salafistische Radikalisierung wird "beRATen" heißen. Unter Federführung von Sozialministerin Cornelia Rundt und unter enger Beteiligung der islamischen Verbände DITIB und SCHURA sowie der Universität Osnabrück wurde der Trägerverein für diese Beratungsstelle heute im Gästehaus der Landesregierung gegründet.

„Die Präventionsstelle "beRATen" wird ein wichtiges Instrument sein, um Familien unter die Arme zu greifen, in denen junge Menschen unter dem Einfluss der menschenverachtenden Ideologie von Hasspredigern und Djihadisten stehen", erklärte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt. Das Beratungsangebot werde sich in erster Linie an die Angehörigen junger Menschen richten, die in neo-salafistischen Extremismus und Gewalt abzudriften drohten. „Dass wir uns mit den islamischen Verbänden und weiteren Partnern auf den Aufbau dieses Präventionsangebots einigen konnten, ist ein großer Erfolg", betonte Rundt: „Statt wie zuvor die Muslime mit anlassunabhängigen Moscheekontrollen und Exremisten-Checklisten unter einen Generalverdacht zu stellen, setzen wir nun auf vertrauensvolle Kooperation. Die islamischen Verbände werden eng eingebunden in die Präventionsarbeit, die damit besser akzeptiert und wesentlich erfolgversprechender aufgestellt sein wird."

Der heutigen Trägervereinsgründung waren Verhandlungen vorausgegangen, an denen auch die Universität Osnabrück beteiligt war. Es bestand Einigkeit in der Einschätzung, dass die Präventionsstelle in freier Trägerschaft betrieben werden soll - eine weitere Abgrenzung von der vorherigen Ansiedlung der Präventionsarbeit beim Verfassungsschutz, die eventuelle Adressaten abgeschreckt hatte. „Für die Universität Osnabrück ist es nicht zuletzt als Trägerin des Instituts für Islamische Theologie ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen, den interreligiösen Dialog zu fördern und für die Toleranz einzutreten", erläutert der Präsident der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Wolfgang Lücke: „Allein deshalb ist es für uns selbstverständlich, gegen neosalafistische Bewegungen vorzugehen und die neue Beratungsstelle zu unterstützen."

Die Kosten für die Geschäftsstelle sowie die drei Beraterinnen und Berater werden vom Land getragen. Das Angebot soll landesweit aufgestellt und durch aufsuchende Sozial- und Beratungsarbeit geprägt sein. Neben DITIB, SCHURA, der Uni Osnabrück und dem Land zählen der Landesjugendring Niedersachsen, der Niedersächsische Städtetag, Herr Marks vom Landespräventionsrat und Herr Dr. Marcus, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, zu den Gründungsmitgliedern.

„Keiner, der wegen der Radikalisierung eines Angehörigen beunruhigt ist, muss mehr Angst haben, dass er diesen an den Verfassungsschutz ausliefert", sagte der DITIB-Vorsitzende Yilmaz Kiliç: „Die neue Beratungsstelle wird von den islamischen Verbänden mit getragen und ist unabhängig - wir setzen auf Vertrauen und werden so tatsächlich helfen können." Der SCHURA-Vorsitzende Avni Altiner ergänzte: „Wir sind froh, dass das Thema nun beim Sozialministerium angesiedelt ist und endlich als gesellschaftliches Problem erkannt wurde, und auch als solches behandelt wird. Ebenfalls sind wir der Landesregierung dankbar für den respektvollen Umgang mit den muslimischen Bürgern in Niedersachsen, das zeigt das man hier auf Augenhöhe miteinander arbeitet. Die Vorgängerregierung hat viel Porzellan zerschlagen, das wir nun wieder aufkehren müssen. Es ist gut, dass die Präventionsarbeit jetzt beim Sozialministerium angesiedelt ist."

Die Präventionsstelle gegen neo-salafistische Radikalisierung wird Ratsuchenden Wege für die Abwendung von gewaltbezogener und extremistischer Ideologie und eine Reintegration in die Gesellschaft aufzeigen und dabei begleiten. Betroffene sowie insbesondere Familienangehörige, Freunde und Bekannte aus dem privaten, schulischen und beruflichen Umfeld von Radikalisierung Betroffener junger Menschen werden Beratung und Unterstützung finden. „Ich möchte an dieser Stelle noch einmal unterstreichen, dass neo-salafistische Radikalisierung weder ein rein religiöses noch integrationspolitisches Problem ist", sagte Cornelia Rundt, „sondern ein äußerst ernst zu nehmendes gesellschaftliches Phänomen darstellt, von dem besonders junge Männer betroffen sind."

Der Verein wird nun schnell den Aufbau einer Geschäftsstelle und die Einstellung der Beraterinnen und Berater vorantreiben. In einem ersten Beschluss entschied der Vereinsvorstand, bereits an diesem Samstag eine Stellenanzeige zu schalten. Außerdem wurde die Freischaltung einer Telefon-Hotline zur Erstberatung von Rat und Hilfe suchenden Menschen bekannt gegeben. Unter der hannoverschen Rufnummer
0511 - 700 520 40 erreichen Ratsuchende werktags von 9.00 bis 15.00 Uhr qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, die mit dem Anrufer über die Situation sprechen, erste Hinweise geben und den Kontakt zu Beraterinnen und Beratern - für Niedersachsen künftig auch zu „beRATen" - herstellen. Hierüber können auch erste Gespräche auf Türkisch, Arabisch und Russisch vermittelt werden.

Pegida will Herr im Hause sein

Die abendlichen Kundgebungen dienen indessen nicht der Solidarität, sondern der Abgrenzung von "fremden Konflikten". Anstoß für die Aktionen "gegen Islamisierung" sei eine Demonstration von PKK-Anhängern in Dresden gewesen, gab Initiator Lutz Bachmann zu Protokoll. Dass diese im Mittleren Osten gegen Islamisten kämpft, spielte für ihn keine Rolle. Bei Pegida heißt es schlicht: Keine "Glaubens- und Stellvertreterkriege auf deutschem Boden". Pegida geht es nicht um analytische Präzision, vielmehr appelliert man an das "Herr-im-Haus-Gefühl".

Spiegel online, 12. Dezember 2014

Zentralrat der Juden nimmt Muslime in Schutz

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, warnt davor, die islamfeindliche Pegida-Bewegung zu unterschätzen. Und nimmt zugleich die Muslime in Deutschland in Schutz.

Die Welt, 20. Dezember 2014

Churchill faszniert vom Islam

Winston Churchill war vom Islam fasziniert. So sehr, dass seine Familie fürchtete, er würde konvertieren. Das geht aus einem jetzt entdeckten Brief hervor.

Spiegel online, 28. Dezember 2014


Reformation ohne muslimischen Luther
Der Islam braucht eine Reformation. Das ist kein Ruf nach einem muslimischen Luther, sehr wohl aber nach einer Auseinandersetzung darüber, wie wir unsere Religion interpretieren. Wie aber können wir diese Auseinandersetzung so führen, dass sie auch von der muslimischen Gemeinschaft getragen und akzeptiert wird?
Jeder reformatorische Ansatz muss zunächst damit umgehen, dass der Koran im Islam als wortwörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammed gilt.

Die Zeit, 1. Januar 2015

Koran keine Tötungslizenz

Jene, die der fundamentalistischen Auslegung der Koransuren zur Gewalt entgegentreten, berufen sich auf ganz andere Suren, etwa Koran 5:32: „Wenn jemand einen Menschen tötet, der keinen anderen getötet, auch sonst kein Unheil auf Erden gestiftet hat, so ist‘s, als töte er die Menschen allesamt.“ Die Behauptung, der Koran sei in seiner Gesamtheit ein Werk, das zu Gewalt aufruft und dem Gewalt inhärent ist, trifft nicht zu. Jeder liest heraus, was er will.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Januar 2015

Klare Worte von der Bundeskanzlerin

Und es geht weiter: "Der Islam gehört zu Deutschland", für diesen Satz hat Ex-Bundespräsident Christian Wulff auch aus CDU-Kreisen vor gut vier Jahren viel politische Prügel bezogen. Angela Merkel hat ihn damals unterstützt und auch diesen in konservativen Kreisen umstrittenen Satz schon mehrfach so gesagt. Nun wiederholt sie ihn in der aufgeheizten Diskussion um Pegida - und riskiert damit, bei etlichen Wählern auf Unverständnis zu stoßen.

Spiegel online, 12. Januar 2015

Nur Mekka-Koran zeitlos

Taha hatte es gewagt, in seinem Werk "Die zweite Botschaft des Islam" einen Teil des Korantextes zu kritisieren. Seines Erachtens gilt nur der in Mekka 610 bis 622 offenbarte Koran als zeitlos, weil er universal sinnstiftende Lehren im ethischen Sinne beinhaltet. Die von Muhammad als Staatsmann einer irdischen Gemeinde in Medina 622 bis 632 verkündeten Koranstellen seien hingegen nur im historischen Kontext zu begreifen. Indirekt thematisierte er so auch eines der Tabuthemen des innerislamischen Diskurses, nämlich das Phänomen der Gewalt in der Gemeinde des Propheten, das bis heute Extremisten als Legitimationsgrundlage dient.

Süddeutsche Zeitung, 20. Januar 2015