Montag, 1. Dezember 2014

Aufgelesen (IX)

Präventionsstelle gegen Radikalisierung

Hannover - 22. Oktober 2014. Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt hat sich mit den islamischen Verbänden Ditib und Schura auf die Gründung einer Präventionsstelle gegen neosalafistische Radikalisierung für Niedersachsen geeinigt. Ein gemeinsamer Trägerverein, an dem auch weitere Verbände aus der Jugend- und Sozialarbeit beteiligt sein sollen, soll noch in diesem Jahr gegründet werden. Das Beratungsangebot für Bürgerinnen und Bürger, die in der Familie, im Freundes- und Kollegenkreis oder im schulischen Umfeld bei jemandem eine vermeintliche Radikalisierung beobachten, kann somit Anfang 2015 starten. Ministerin Cornelia Rundt: „Wir wollen diese Präventionsstelle nun mit drei vollen Beraterinnen- und Beraterstellen ausstatten. Somit ist gesichert, dass der neue Verein 2015 ein qualitativ gutes Beratungsangebot zum Thema neosalafistische Radikalisierung für ganz Niedersachsen anbieten kann." Nun wird noch ein Name für den Verein gesucht.

Bei der entscheidenden Verhandlungsrunde im Niedersächsischen Sozialministerium am späten Dienstag gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gesprächsrunde einen von Sozialministerin Cornelia Rundt vorgelegten Satzungsentwurf durch und erzielten bezüglich dessen Ausgestaltung Einigkeit. So wird den Verbänden Schura und Ditib unter anderem jeweils ein Platz im Vereinsvorstand zugesichert. „Es freut mich außerordentlich, dass wir diese Präventionsstelle gemeinsam mit den islamischen Verbänden schaffen und betreiben", sagte Cornelia Rundt nach dem Treffen hochzufrieden: „Dieses ist die endgültige Abkehr von der islamfeindlichen Haltung der Vorgängerregierung, die ihre Islamismusbekämpfung beim Verfassungsschutz angesiedelt hatte und die mit anlassunabhängigen Moscheekontrollen und ominösen Checklisten die Muslime in Niedersachsen stigmatisiert hat. Jetzt begegnen wir dem Phänomen, dass junge Menschen als Krieger in den Dschihad abwandern, in enger Kooperation mit den Muslimen und nicht gegen sie." Rundt betonte, dass die neosalafistische Radikalisierung kein spezielles Problem der Muslime ist, sondern der gesamten Gesellschaft. Das zeige sich allein schon dadurch, dass viele Konvertiten unter den gewaltbereiten Neosalafisten seien.

Yılmaz Kiliç, Vorsitzender des DITIB-Landesverbandes Niedersachsen und Bremen, erklärte angesichts der Einigung: „Ich bin froh, dass die vertrauensvolle Zusammenarbeit nun Früchte trägt. Die Vorbeugung von neosalafistischer Radikalisierung kann nur gemeinsam gelingen. Mit dem Weg, der nun eingeschlagen worden ist, wird die muslimische Community diese Präventionsstelle unterstützen und akzeptieren."

Auch Avni Altiner, Vorsitzender der Schura Niedersachsen, zeigte sich zufrieden mit dem erzielten Konsens: „Aus der geschaffenen Beratungsstelle und ihrer Besetzung wird klar, dass es sich bei diesem Thema um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt. Sie zeigt den in Niedersachsen lebenden Muslimen, dass das Land dieses Problem ernsthaft angeht, ohne die Muslime zu stigmatisieren oder sie in eine Ecke mit Extremisten zu stellen. Dass dieses Ergebnis gemeinschaftlich erzielt wurde, zeigt zudem, wie gut die Muslime in Niedersachsen integriert sind und dass das Land seine Verantwortung den Bürgern gegenüber ernst nimmt. Erfreulich ist auch, dass die Stelle mit ausreichend Personal besetzt ist, so dass von Anfang an eine flächendeckende Arbeit möglich ist."

Dieter Nuhr ein Hassprediger?

Etwa 20 Muslime – Männer, Jugendliche und Kinder – haben sich am Sonnabend vor der Osnabrücker Stadthalle aufgestellt. Sie halten Plakate mit Parolen gegen den Kabarettisten Dieter Nuhr in die Höhe, rufen zum Boykott seiner Show auf. "Dieter Nuhr erzählt Lügen über den Islam", steht auf einem Plakat. Eine Tafel zeigt den Kopf des Kabarettisten in einem roten Kreis mit rotem Balken und der Unterschrift: "Stoppt den Hassprediger."

Hamburger Abendblatt, 26. Oktober 2014

Nuhr-Demonstranten

20 von 1,6 Milliarden Muslimen haben in Osnabrück gegen einen Auftritt des Kabarettisten Dieter Nuhr protestiert. Kinder, Jugendliche und Erwachsene warfen ihm “Lügen über den Islam” vor. Dieter Nuhr sei ein “Hassprediger”. Das “Hamburger Abendblatt” titelte “Muslime beleidigen Dieter Nuhr als Hassprediger”. Doch der knicke “vor den Demonstranten” nicht ein. Was eine andere Zeitung “tapfer” fand. Dieter Nuhr wähnte sich derweil bei Facebook schon im Gefängnis.

Hier weiterlesen, 27. Oktober 2014

Hört Streit auf?
Ein Vorzeigeprojekt sollte es werden, als in Münster vor ein paar Jahren das Zentrum für Islamische Theologie eröffnete. Hier sollen seitdem vor allem Lehrer für den staatlichen Religionsunterricht ausgebildet werden, unter Leitung von Mouhanad Khorchide. 
Doch wie soll der Islam gelehrt werden? Nicht so aufgeklärt wie von Khorchide, fanden mehrere Islam-Verbände im letzten Jahr. 
Zeit online, 28. Oktober 2014

Gibt es den Islam?

Eine große Mehrheit der Muslime lebt friedlich ihren Glauben und lehnt den Islamischen Staat (IS) ab. Viele empfinden Schmerz darüber, dass ihre Heilige Schrift von Banditen zur Begründung grässlicher Verbrechen genutzt wird. Aber ist „der“ Islam wirklich ganz unbeteiligt an den kollektiven Gewaltausbrüchen?

Focus, 10. November 2014

Koran aus Frühzeit des Islam in Tübinger Universität

Eine Koranhandschrift im Bestand der Universitätsbibliothek Tübingen stammt nach neuesten Erkenntnissen aus der Frühzeit des Islam - und ist damit deutlich älter als bisher gedacht. Sie ist in kufischer Schrift, also kurz nach dem Tod des Propheten Mohammed verfasst.

Focus, 11. November 2014

Koran und Homosexualität

Theologe Çetin stellte in seinem Vortrag fest, dass der Koran an keiner Stelle explizit auf Homosexualität eingehe. Folglich sei die Interpretationen von richtig oder falsch vor allem eine Auslegungssache. Dennoch ließ Çetin keinen Zweifel daran, dass Homosexualität nach Auffassung der meisten muslimischen Gelehrten eine Sünde sei, die - wenn überhaupt - im Privaten stattfinden solle. Doch er fügte hinzu: "Wer Homosexuelle beleidigt oder diskriminiert, sündigt ebenfalls."

Spiegel online, 25. November 2014

Populisten nutzen Ahnungslosigkeit

Populisten aus dem rechten Lager haben mit ihren Warnungen vor dem Islam, der die Welt erobert, offenbar ganze Arbeit geleistet: Die Menschen in Deutschland und anderen Industriestaaten glauben, dass viel mehr Muslime und Einwanderer dort leben, als es tatsächlich der Fall ist.

Huffington Post, 27. November 2014

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